Podcast SYSTEMKOMPETENZ Folge 5 - VERTRAUEN schenken, gewinnen, hinterfragen

Vertrauen ist der Anfang von allem?

Wie Sie lernen, wem Sie vertrauen können und sollten und wem nicht.

Vertrauen bedeutet nicht, von jedem Ehrlichkeit zu erwarten. Es bedeutet auch nicht, von jedem zu erwarten, dass er Ihren Zielen dient. Es heißt vielmehr, zu wissen, wem Sie in welchem Bereich vertrauen können. Bei einem Mitarbeiter ist daher beispielsweise nicht entscheidend, DASS er ehrlich zu Ihnen ist, sondern dass Sie wissen, OB er Ihnen gegenüber ehrlich ist. Schlussendlich muss ein Mitarbeiter vor allem in seiner Funktion seine Aufgaben erfüllen und dem Unternehmen gegenüber ehrlich sein. Das heißt, er darf zum Beispiel keine Betriebsgeheimnisse an die Konkurrenz verraten. Wenn er nicht ehrlich zu Ihnen ist, müssen Sie beurteilen, was das für Sie bedeutet. Dann dürfen Sie zum Beispiel bei wichtigen Entscheidungen nicht auf ihn hören. Ausschlaggebend ist also generell, dass Sie wissen, wem Sie vertrauen können, bei wem Sie vorsichtig sein sollten und wer Sie vielleicht sogar hintergehen will.

Wir alle verfolgen mit unserer Arbeit Ziele auf mehreren Ebenen. Zum einen gibt es bei jedem Unternehmen ein gemeinsames Unternehmensziel–die Firma wirtschaftlich voranbringen, Innovationen erforschen, neue Produkte auf den Markt bringen und die Verkaufszahlen steigern. Jeder von uns verfolgt darüber hinaus eigene Interessen–die Karriere fördern, die eigene Position im Unternehmen stärken und den Job möglichst lange behalten. Basierend darauf bilden sich innerhalb einer Firma verschiedene Lager und Netzwerke. Das ist in jedem Unternehmen so. Es hilft also nichts, davor die Augen zu verschließen oder sich dagegen zu wehren. Vielmehr sollten Sie wissen, welche Stellung innerhalb dieser Lager und Netzwerke Sie einnehmen.

Das Vertrauen untereinander entsteht nicht automatisch, es wächst über Jahre hinweg. Und trotzdem oder gerade deshalb gibt es in vielen Firmen Vorsichtsmaßnahmen, damit keine internen Informationen nach außen gelangen. So ist es häufig verboten, in Meetings und Konferenzen sein Handy zu benutzen. Nicht selten muss dieses sogar zu Beginn abgegeben werden, um jegliche Form der Aufzeichnung zu verhindern. Denn dass alle Teilnehmer einer Besprechung die gleichen Interessen haben, ist eine Wunschvorstellung, die nie eintritt. Es gibt vielleicht ein gemeinsames Ziel, aber auf dem Weg dorthin verfolgt jeder seine eigenen Interessen. Mit den richtigen Informationen können dabei die Positionen anderer Teilnehmer geschwächt werden, ohne das gemeinsame Ziel zu gefährden. Um die für wichtige Entscheidungen notwendigen Informationen zu bekommen, brauchen Sie daher vor allem den Rat Ihnen gegenüber absolut loyaler Personen, die ein Gefühl dafür haben, welche Informationen richtig und welche falsch sind. Dafür müssen Sie Ihr Netzwerk gut einschätzen können. Denn durch das Vorenthalten wesentlicher Informationen kann jemand eine Entscheidung erzwingen, die Sie nicht getroffen hätten, wenn Sie alle Informationen gehabt hätten.

Wenn es um Vertrauen geht, sollten Sie zudem stets aufpassen, dass sich Geschäftliches und Privates nicht zu sehr vermischen. Sie können durchaus mit Ihren Geschäftspartnern auch mal im privaten Bereich etwas unternehmen oder umgekehrt werden Sie vielleicht mal von einem Geschäftspartner eingeladen. Aber sehen Sie so etwas nie als Vertrauensbeweis an. Jemanden zu sich nach Hause einzuladen, heißt nicht, ihm sein Vertrauen zu beweisen. Vertrauen baut sich über einen langen Zeitraum auf und zeigt sich vor allem in Krisensituationen. Wer zu Ihnen steht, wenn es Ihnen nicht gut geht, und dafür vielleicht sogar seine eigene Karriere oder sein Geld riskiert, dem können Sie vertrauen.

All das hat viel mit Empathie und Menschenkenntnis zu tun. Sie merken zum Beispiel daran, wie schnell Ihr Gegenüber auf Ihre Fragen antwortet und ob er Ihnen dabei in die Augen schaut, ob die Antwort ehrlich ist. Dabei kann selbst ein Verrat manchmal den eigenen Zielen dienlich sein–je, nachdem was angestrebt wird. Wichtig zu wissen, ist, wer welche Agenda hat. Wenn ihre Ziele zusammenpassen, können selbst Konkurrenten erfolgreich zusammenarbeiten. Es gibt folglich keine einfache Unterscheidung in Gut und Böse. Es gibt Menschen, die gemeinsame Interessen verfolgen. Aber es gibt ganz wenige Menschen, denen wir absolut vertrauen können, weil sie keine eigene Agenda haben. Deshalb ist es ausschlaggebend, dass Sie wissen, welche Agenda Ihr Gegenüber verfolgt, und darauf basierend entscheiden, wie weit Sie einen Weg gemeinsam gehen können, wie weit der andere Ihnen nutzen kann und wann sich Ihre Wege wieder trennen sollten. Wenn Sie das wissen, können Sie dem anderen für dieses Wegstück vertrauen. Wenn Sie es nicht wissen, gehen Sie wahrscheinlich zu weit mit ihm zusammen und werden es bereuen.

Um erfolgreich agieren zu können, müssen Sie sich also damit auskennen, wem Sie vertrauen können. Und dafür sind zwei Faktoren maßgeblich. Zum einen brauchen Sie einen echten Freund an Ihrer Seite, mit dem Sie über alles reden können. Der sollte jedoch unbedingt aus dem privaten Bereich kommen. Denn echte Freundschaft verträgt sich nicht mit einer Geschäftsbeziehung. Mit diesem Freund können Sie auch geschäftliche Entscheidungen hinterfragen. Zum anderen brauchen Sie jemanden, der Sie komplett neutral berät. Derjenige darf keine eigenen Interessen haben. Er teilt Ihnen einfach alle notwendigen Fakten mit und nennt Ihnen Ihren Entscheidungsspielraum und die jeweiligen Folgen.

Bei allem sollten Sie stets im Hinterkopf behalten, dass Management ein systemisches Thema ist. Verabschieden Sie sich vom Harmoniegedanken und nutzen Sie dieses System. Dabei müssen Sie sich auch mal von Personen trennen. Management ist eine Netzwerkaufgabe und Sie müssen die verschiedenen Systeme, die aufeinander einwirken, bedienen und steuern.

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