Podcast SYSTEMKOMPETENZ Folge 13 –
Vergiss Ratio! Oder: Wie du kluge Entscheidungen triffst

Bauch über Kopf

Wie Sie Ihre Intuition bei wichtigen Entscheidungen nutzen können und sollten.

Wenn wir Entscheidungen treffen gibt es immer zwei Möglichkeiten–wir treffen sie intuitiv, „aus dem Bauch heraus“ oder rational, auf gründlichen Überlegungen basierend. Die Ratio ist dabei sozusagen unser gutes Gewissen, denn wohlüberlegte Entscheidungen gelten gemeinhin als die besseren, weil nachvollziehbaren. Sie können begründet werden und wurden basierend auf(vermeintlich) objektiven Kriterien getroffen. Doch unsere Ratio hat einen entscheidenden Nachteil–sie ist langsam. Das liegt daran, dass unser rationales Denken sich evolutionär erst sehr spät entwickelt hat. Von Natur aus sind wir Bauchentscheider. Jahrtausendelang waren wir ausschließlich Bauchentscheider. Unsere Intuition läuft mit einer Geschwindigkeit von zehn bis elf Millionen Bit pro Sekunde ab. Also wie bei einem recht ordentlichen Computer. Die Ratio hingegen schafft es gerade mal auf eine Geschwindigkeit von kläglichen fünfzig Bit pro Sekunde. Bei (über-)lebenswichtigen Entscheidungen ist unser zweckgerichtetes logisches Denken also schlicht zu langsam. Würden wir uns darauf verlassen, hätte das Mammut unsere Vorfahren schon über den Haufen gerannt, während sie noch überlegen, ob sie fliehen sollten.

Unser rationales Denken ist etwas ganz Wunderbares. Wenn wir Neues erforschen oder komplexe Sachverhalte verstehen wollen, ist es super. Doch das müssen Sie als Manager oder Führungskraft in Ihrem Alltag eher selten. Sie müssen stattdessen schnell Entscheidungen treffen. Das geht nur über die Intuition. Aber Intuition braucht Informationen. Um große Entscheidungen in kurzer Zeit treffen zu können, brauchen Sie vor allem Erfahrung. Denn Erfahrung schafft Wissen. Wenn Sie eine Situation oft genug erlebt haben, wissen Sie, wie Sie zu entscheiden haben, ohne es logisch zu durchdenken. Je mehr Informationen Sie im Laufe der Zeit in sich aufgesaugt haben, desto einfacher können Sie intuitive Entscheidungen treffen. Das Problem dabei ist nur, dass Sie diese Entscheidungen nicht erklären können. Denn aufgrund des Tempos, mit dem unsere Intuition arbeitet, kann sie keine langwierigen Erklärungen liefern. Es gibt nur ein Ja und ein Nein, ein Richtig und ein Falsch. Zum Hinterfragen war keine Zeit. Dafür haben Sie Mitarbeiter. Die sind dafür zuständig, Ihnen die nötigen Informationen zu liefern, mit denen Sie Ihre Intuition füttern. Ihre Mitarbeiter investieren also die Zeit, die Sie nicht haben, wenn Sie etwas entscheiden müssen. Das heißt, wenn wir rationale Entscheidungen treffen, fehlt uns schlicht die Zeit, um alles bis ins Detail zu durchdenken, weil unsere Ratio ebenso langsam arbeitet. Dadurch sind solche Entscheidungen nur halb durchdacht und meistens falscher als intuitive Entscheidungen, die quasi gar nicht durchdacht sind. Wir treffen folglich Entscheidungen aus dem Bauch heraus, sollen diese jedoch danach erklären. Denn unserem Unterbewusstsein vertrauen andere nicht. Das liegt an seinem eher schlechten Ruf. Diesen hat unter anderem die Kirche mitzuverantworten. Denn dort wird unser Unterbewusstsein instrumentalisiert und als Werkzeug Gottes angesehen. War eine Entscheidung richtig, hat Gott sie uns eingeflüstert, war sie falsch, ist der Teufel verantwortlich.

Dabei ist unsere Intuition etwas wahnsinnig Nützliches. Denn dank ihr können wir mehr Entscheidungen in der gleichen Zeit treffen. Das sollten Sie bei wichtigen Entscheidungen nutzen. Intuition ist allerdings nicht zu verwechseln mit Emotion. Emotionale Entscheidungen sollten Sie unbedingt vermeiden. Denn wenn wir emotional sind, fangen wir an zu bewerten. Und die Entscheidung dient dann ausschließlich dazu, die
Emotion loszuwerden, sie herunterzuspielen–wir nutzen sie, um uns besser zu fühlen. Deshalb sind Gefühle keine guten Berater. Das Bauch„gefühl“ hingegen schon. Stehen Sie deshalb zu Ihrem Bauchgefühl, aber lassen Sie Emotionen außen vor.

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